Keynes
Gesellschaft

A.I.3. Biographien

Über das Leben von Keynes und sein Lebenswerk sind mehrere Biographien geschrieben worden, die sein Leben und Werk als Einheit behandeln. Ihr Umfang ist sehr unterschiedlich.

 

I.1 In deutscher Sprache sind in den letzten Jahren vier empfehlenswerte Bücher erschienen:

1.1) In der Reihe „Die größten Ökonomen“ ist 2013 der Band über „John Maynard Keynes“ erschienen, verfasst von Jürgen Kromphardt, dem langjährigen Vorsitzenden der Keynes-Gesellschaft. Wie in allen Biographien nimmt Keynes „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ (1936) einen zentralen Platz ein (hier circa ein Viertel der 196 Seiten). Dargestellt wurde aber auch die vorangehenden theoretischen Arbeiten und Keynes‘ wirtschaftspolitisches Engagement sowie der Einsatz von Keynes, um Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme Großbritanniens in der Kriegs- und Nachkriegszeit zu finden.

 

1.2) Blomert, Reinhard: John Maynard Keynes, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt-Verlag) 2007. Auf rund 140 Seiten berichtet Bohmert knapp und anschaulich über das vielseitige Leben und Werk – angereichert durch einige Photographien.

 

1.3) Etwas umfangreicher – mit interesanten Ausführungen zu Keynes‘ Lebenslauf – ist das Buch von Gerald Braunberger, KEYNES für Jedermann. Die Renaissance des Krisenökonomen.Frankfurt (FAZ-Buch) 2009

 

1.4) Ähnlich umfangreich (ca. 170 Seiten) ist Willke, Gerhard: John Maynard Keynes. Frankfurt (Campus Einführungen), 1. Auflage 2002, 2. Auflage 2012. Das Buch stellt vor allem Keynes‘ „General Theory“ auf 110 Seiten dar. Außerdem gibt es eine kurze biographische Übersicht (17 Seiten) sowie ca. 30 Seiten über die Rezeption des Buches damals und heute. Die 2. Auflage enthält einen neuen Abschnitt „Keynes-Renaissance in der aktuellen Krise“.

 

 

I.2 Kürzere Darstellungen sind zu nennen:

2.1) In seinem Beitrag „John Maynard Keynes (1883 – 1946)“ zu Joachim Starbatty (Hrsg.), Klassiker des Ökonomischen Denkens II, München (C.H. Beck), 1989 gibt Harald Scherf auf 7 Seiten einen Abriss des Lebenslaufs von John Maynard Keynes, stellt anschließend (auf 9 Seiten) Keynes‘ wissenschaftliches Werk vor – mit dem Schwerpunkt auf der „General Theory“ und beschreibt abschließend kurz den anfänglich überwältigenden Erfolg seiner theoretischen und wirtschaftspolitischen Botschaft, der dann aber spätestens mit der Stagflation der 70er Jahre stark reduziert wurde.

 

Die Teile II und III von Scherf (1989) sind im Folgenden als pdf-file eingestellt:
i_pdf1Harald Scherf, John Maynard Keynes (1883-1946)

 

2.2) Eine etwas kürzere, ziemlich enthusiastische Darstellung von Keynes‘ Leben und Werk findet man auf ungefähr 40 Seiten in dem Abschnitt IX „The Heresies of John Maynard Keynes“ des Buches von Robert Heilbroner: The Wordly Philosophers: The Lives, Times, and Ideas of the Great Economic Thinkers. Von diesem Buch ist die 6. Auflage 1999 als Taschenbuch erschienen (Touchstone Books).

 

2.3) Eine weitere sehr lesenswerte Darstellung bietet:
Mark Blaug: John Maynard Keynes: Life, Ideas, Legacy, Basingstoke und London (Macmillan), 1990. Dieser schmale Band (ca. 90 Seiten) enthält neben den Abschnitten „Life“, „The ideas“ und „The Keynesian Revolution“ einen langen, höchst interessanten Abschnitt „The Legacy: Talking to Leading Economics about Keynes“, in dem Blaug Interviews mit herausragendem Ökonomen wie Samuelson, Friedman und Frank Hahn wiedergibt. Außerdem sind in dem Band einige gelungene Karikaturen und Photos abgedruckt.

 

2.4) Der von Roger Backhous und Bradley Bateman herausgegebene Sammelband „Cambridge Companion to Keynes“ (Cambridge, University Press, 2006) enthält 15 Beiträge vor allem zu Keynes´ Werk und zu Keynes´ philosophischen und ethischen Überzeugungen.

 

Der erste Beitrag, geschrieben von den Herausgebern, liefert auch einige Angaben zum Lebenslauf. Sehr anschaulich berichtet der Beitrag Nr. 7 („Keynes and Cambridge“) von Maria Marcuzzo) über das Leben von Keynes in Cambridge.

 

2.5) Interessante Querverbindungen und Aspekte bietet das schmale Taschenbuch von Harald Scherf, „Marx und Keynes“. Frankfurt (Suhrkamp-Verlag) 1986.

 

 

I.3 Die beiden wichtigsten und ausführlichsten Biographien stammen von:

3.1) Moggridge, Donald (1992), Maynard Keynes. An Economists’ Biography. London (Routledge).
Die Biographie von Moggridge ist mit 837 Seiten plus Registeranhänge sehr umfangreich berichtet auch über das private Leben von Keynes ausführlich. Moggridge ist zugleich einer der profundesten Kenner des Werkes von Keynes. Er hat zusammen mit Austin Robinson „The Collected Writings of John Maynard Keynes“ in 30 Bänden von 1971 bis 1989 herausgegeben, davon viele Bände als Alleinherausgeber.

 

3.2) Skidelsky, Robert: John Maynard Keynes, A Biography. London (Macmillan). In 3 Bänden (1983-2000 erschienen). Mit ca. 1.800 Seiten (auch als Paperback erhältlich) ist sie die umfangreichste.

 

Mit den Biographien von Moggridge und Skidelsky (nur Band 1 und 2) setzt sich Mark Blaug in seiner Buchbesprechung „Recent Biographies of Keynes“ (Journal of Economic Literature, Vol. 32, 1994, S.1204- 1215) ausführlich auseinander. Einen weiteren Besprechungsaufsatz hat Sidney Pollard über die Biographien von Moggridge und Skidelsky geschrieben, in dem man wichtige und aufschlussreiche Betrachtungen über Keynes’ Charakter und Werk lesen kann (New Light on an Old Master. The Economic Journal, Vol. 104, 1994, S. 138-153).

 

Skidelsky’s Darstellung der Jahre 1937-1946 in Band 3 seiner Biographie (John Maynard Keynes 1937-1946: Fighting for Britain, London, Macmillan, 2000) wird ausführlich in einem Besprechungsaufsatz von David Vines mit dem Titel „John Maynard Keynes 1937-1946: The Creation of International Macroeconomics’“ (The Economic Journal, Vol. 113, 2003, S.F338-F361) gewürdigt. Vines wendet sich gegen den Tenor der Biographie von Skidelsky, Keynes darzustellen „as the war hero who lost the financial war against the U.S.“. Dabei würden die Verdienste von Keynes bei der Herausarbeitung einer internationalen Makroökonomie, die Vines ausführlich belegt, zu wenig gewürdigt.

 

 

I.4 Zwei ältere Biographien stammen von:

4.1 Harrod, Roy (1951), The Life of John Maynard Keynes. London (Macmillan)
Harrod und Keynes haben jahrzehntelang zusammengearbeitet und diskutiert.

 

4.2 Harris, Seymour (1955), John Maynard Keynes. New York (Skribner)

 

 

I.5 Nicht zu empfehlen sind zwei weitere Biographien:

5.1) Hession, C.H. (1983), John Maynard Keynes: A Personal Biography of the Man Who Revolutionized Capitalism and the Way we Live. New York (Macmillan) Mark Blaug sagt in seinem unter 1. e) zitierten Aufsatz, dieses Buch sei voller falscher Behauptungen über eigentlich unstrittige Fakten, sodass es für seriöse Historiker ausscheide.

 

5.2) Neueren Datums ist das Buch von Bruno Ventelou (2005): Millennial Keynes. An Introduction to the Origin, Development, and Later Currents of Keynesian Thought. Übersetzt aus dem Französischen (Lire Keynes et le comprendre) Armonk/NY (M.E.Sharpe) 2005. Auffallend an diesem Buch ist ein polemisches Anti-Bush-Vorwort von Gregory Nowell sowie die weit ausholend Darstellung (einschließlich Treatise on Probability!). Enthält falsche Aussagen zur „General Theory“. So behauptet der Autor (S.140f): Voraussetzung der Analyse von Keynes seien rigide Löhne. Insgesamt ist das Buch daher weniger empfehlenswert