Keynes
Gesellschaft

C.III. Zweites neoklassisches Argument gegen Keynes´ Theorie: Nur Festpreis – Theorie


1. Die zweite Variante der„neoklassischen Synthese“

Die von Samuelson formulierte „Neoklassische Synthese“ (Siehe Rubrik C.II) stellte noch eine Synthese dar, bei der beiden Theoriegebänden ein eigener Geltungsbreich zugewiesen wurde. Es war mit anderen Worten eine „(neo)klassisch-keynesianische Synthese“.

Einen ganz anderen Charakter hatte die spätere Variante der „Neoklassische Synthese“, bei der die Theorie von Keynes auf den Fall rigider Preise und Löhne reduziert wurde. Keynes hatte bekanntlich im 19. Kapitel herausgearbeitet, dass flexible Preise und Löhne nicht in der Lage sind, für Vollbeschäftigung zu sorgen. Letzteres behauptete die Neoklassische Theorie, die Keynes widerlegen wollte.

Joan Robinson, wichtiges Mitglied des Kreises, der vor 1936 Keynes neue Ideen kontinuierlich mit ihm diskutierte, formulierte diese eindeutige Position in ihrer “Introduction to the Theory of Employment“ (1937, S. 41) kurz und bündig: „Any changes in money wages will set up a number of complicated repercussions, which may lead to a change in employment, in one direction or the other, to some extent, but (apart from reactions upon the rate of interest, which we shall discuss later) a change in money wages is not likely to lead to any great change in employment in either direction.“

Die neue Argumentation führte zu einer zweiten Art neoklassischer Synthese, die ausschließlich neoklassisch und nur scheinbar eine Synthese ist. Bei ihr wird das keynesianische IS/LM-Modell mit dem neoklassischen Arbeitsmarkt verknüpft. Zwei Effekte (Pigou-Effekt und Zinseffekt) ermöglichen es, (s. z.B. Morgan, 1978) die zentrale Aussage von Keynes, es gebe auch bei flexiblen Preisen und Löhne keine automatische Rückkehr zur Vollbeschäftigung, auszuhebeln und durch ihr Gegenteil zu ersetzen.

Diese angebliche „Synthese“ ist also gar keine, sondern eine neoklassische Vereinnahmung der Theorie von Keynes wobei viele Autoren nicht sagen, auf welchen sie sich beziehen (dies gilt z.B. für den Beitrag „Neoclassical Synthesis“ von O.Blanchard zur 2.Auflage des „New Palgrave Dictionary“ (2007).

2. Vermögens-(Pigou-)Effekt versus Schuldeneffekt

Die neoklassische Theorie erhielt neuen Auftrieb, als Arthur Pigou (1943) einen von Keynes nur im Kapitel über die Konsumfunktion erwähnten Effekt flexibler Preise und Löhne in die Diskussion einbrachte, nämlich den Geldvermögenseffekt. Dieser besagt: Bei sinkenden Preisen steigt der reale Wert des Geldvermögens, und deswegen werden die privaten Haushalte aus ihrem Einkommen mehr konsumieren; denn sie müssen jetzt weniger sparen, um ein gestecktes Vermögensziel (in realen Größen) zu erreichen. Daher werde bei sinkenden Preisen die reale Güternachfrage steigen.

Diesem Effekt (alsbald als Pigou-Effekt bezeichnet) steht jedoch ein zumindest gleich starker Gegeneffekt gegenüber, nämlich der Verschuldungseffekt: Wie von Keynes beschrieben, steigt bei sinkenden Preisen der reale Wert der Geldschulden, und die Kreditnehmer sehen sich veranlasst, andere Ausgaben einzuschränken, um den Schuldendienst bestreiten zu können. Dieses Argument hat Kalecki (1944) sogleich dem Pigou-Effekt entgegengehalten. Deshalb ändert der Pigou-Effekt nichts an der Aussage von Keynes (General Theory, S. 267): „There is, therefore, no ground for the belief that a flexible wage policy is capable of maintaining a state of continuous full employment; – any more than for the belief that an open-market monetary policy is capable, unaided, of achieving this result. The economic system cannot be made self-adjusting along these lines.”

Dementsprechend wurde in den 50er Jahren die Keynes’sche Position von Keynesianern eindeutig formuliert und vertreten. So schreibt Lawrence Klein als Schüler von Paul Samuelson in seinem bekannten Buch „The Keynesian Revolution“ (1952) (S.VII) im Vorwort: „The Keynes theory is viewed in the following pages as a revolutionary doctrine in the sense that it produces theoretical results entirely different from the body of economic thought existing at the time of its development“.

Diese „gänzlich abweichenden Ergebnisse“ beziehen sich insbesondere auf die Frage, ob marktwirtschaftliche Systeme mit flexiblen Löhnen und Preisen eine automatische Tendenz zur Vollbeschäftigung aufweisen. Klein trifft hierzu zwei klare Aussagen (S. 87):

„In the Keynesian system lower wages need not do any good“.

„The numerous remarks throughout the recent literature that Keynes relied upon wage inflexibilities to obtain his results are entirely unsubstantiated“.

Auch Alvin Hansen, zu seiner Zeit als der prominenteste US-amerikanische Vertreter des Keynesianismus anerkannt, ist in dieser Frage eindeutig. Bei seiner Wiedergabe des relevanten Kapitels 19 der „General Theory“ in seinem weithin verwendeten „Guide to Keynes“ (1953) , das nach den Kapiteln der General Theory gegliedert ist, schreibt er zu der von den Neoklassikern vertretenen Position: Keynes habe dieses Thema in Kapitel 19 seiner „General Theory“ vertieft „exploriert“:

 

 

„This exploration was all the more necessary since classical theory continued (especially under the leadership of Pigou) to assume that wage-rate fluidity provided the economic system with a self-adjustment mechanism that tended always toward full employment. Wage rigidity, it was said, was to blame for any prevailing maladjustment. This Keynes denied, though he was prepared to admit, as we shall see, that a fall in wages and prices, once achieved, might, under certain conditions, promote rising employment. Abstracting from all the unfavourable short-run dynamic effects, in pure theory one could argue, he asserted, that a fall in wages and prices has monetary consequences similar to an outright increase in the quantity of money” (S. 173).

 

 

Der für die Entfaltung der neoklassischen Synthese später so wichtige Don Patinkin vertrat 1948 eine differenzierte Position. In seinem Artikel „Price Flexibility and Full Employment“ argumentiert er: In einem statischen Modell würde der Pigou-Effekt wirken. Das heißt: Es gibt im Modell (bei jeder gegebenen Gesamt-Nachfrage nach Gütern) einen Lohnsatz, der mit Vollbeschäftigung verbunden ist. Aber er fügt hinzu: (S.561)

“But in the real dynamic world in which we live, price flexibility with a constant stock of money might generate full employment only after a long period; or might even lead to a deflationary spiral of continuous unemployment.”

Damit will er zeigen, „that even granted full flexibility of prices it is highly possible that a deflationary policy will not work, due to the dynamic factors involved” (1948, S. 557). Sein Ergebnis lautet (ebenda, S. 558): “I feel that it is impractical to depend upon the Pigou effect as a means of policy: the required price decline might be either too large (factor one), or it might be the initial step of an indefinite deflationary spiral (factor two).”

Zum Schluss offeriert Patinkin (S. 564) drei Interpretationen der Keynes’schen Theorie:

a) Am weitesten entfernt von der klassischen Theorie sei folgende Position: Selbst wenn es keine Probleme von Unsicherheit und ungünstigen Erwartungen gäbe, man sich also in einem statischen System befände, und selbst wenn beliebig viel Zeit für die Anpassungsprozesse zur Verfügung stünde, würde eine Politik der Preisflexibilisierung nicht zur Herstellung der Vollbeschäftigung führen (weil der Ausgleich von Investitionen und Ersparnissen einen negativen Zinssatz erforderlich machte).

b) Etwas näher an der klassischen Theorie sei die folgende Interpretation: In einer statischen Welt würde Preisflexibilität Vollbeschäftigung garantieren, aber in einer dynamischen Welt mit Unsicherheit und ungünstigen Erwartungen gäbe es selbst bei beliebig langer Anpassungsdauer keine Sicherheit, dass Vollbeschäftigung hervorgerufen wird. Das System würde in einer Unterbeschäftigungssituation verharren.

c) Am nahesten zu der klassischen Theorie ist die Position, wonach selbst bei Unsicherheit über die Zukunft schließlich durch eine Politik der Preisflexibilität Vollbeschäftigung erreicht würde, aber die Länge der Anpassungszeit macht diese Politik unbrauchbar.

Patinkin schließt mit der Bemerkung: Je näher man sich an der klassischen Position befindet, desto leichter ist diese Position zu verteidigen. Bei der Position c) ist jedoch fragwürdig, sie wie Patinkin noch als keynesianisch zu bezeichnen. Insofern markiert die Einbeziehung dieser Position bereits den Übergang zur Neoklassischen Synthese.

Beim Wiederabdruck dieses Aufsatzes in den von Lutz/Mints für die “American Economic Association” herausgegebenen „Readings in Monetary Theory“ (London 1952) fügt Patinkin eine Fußnote ein (S. 283), in der er noch einmal deutlich betont:

„It might be added that in the light of Chapter 19 of the „General The-ory“ – the chapter which provides the climax to Keynes’ argument, and which explicitly examines the effects of wage flexibility – it is difficult to understand how wage rigidities can be considered a basic assumption of the Keynesian theory of unemployment. From this chapter it is quite clear that wage rigidities are not an assumption of Keynes’ analysis, but rather a policy conclusion that follows from his investigation of the probable effects of wage flexibility.”

3. „Neoklassische Synthese“ von IS/LM- Modell und neoklassischen Arbeitsmarkt

Schon Modigliani (1944) erweiterte die Güter- und Geldmarktanalyse des IS/LM-Modells um einen strikt neoklassischen Arbeitsmarkt und konstruierte so ein von ihm durchgängig neoklassisch interpretiertes Gesamtmodell. In diesem ist die Existenz eines Unterbeschäftigungsgleichgewichts an die Annahme rigider Löhne gebunden – außer im Bereich der Liquiditätsfalle, die er – ohne Hicks zu zitieren – als „Keynesian case“ bezeichnet: „There is one case in which the Keynesian theory of liquidity preference is sufficient by itself to explain the existence of underemployment equilibrium without starting out with the assumption of rigid wages“ (Modigliani, 1944, S. 74). Sind dagegen Preise und Löhne genügend flexibel, setzt sich der neoklassische Arbeitsmarkt mit seiner Tendenz zur Vollbeschäftigung immer durch.

Der Weg zur Vollbeschäftigung verläuft so: In der Ausgangssituation führe das aus dem IS/LM-Quadranten resultierende Produktionsvolumen zu einer Arbeitsnachfrage, die beim Ausgangsreallohn unterhalb des Arbeitsangebots liegt. Es besteht Arbeitslosigkeit. Dieses Überangebot an Arbeit führt zu sinkenden Nominallöhnen, etwas weniger sinkenden Preisen und damit auch zu Reallohnsenkungen. Diese Lohn- und Preissenkungen haben viele gegenläufige Effekte, wie Keynes in Kap.19 seiner „General Theory“ geschildert hat. Von diesen Änderungen werden zwei Effekte sinkender Preise willkürlich herausgegriffen, nämlich der Pigou-Effekt (Geldvermögenseffekt), der über einen höheren Konsum zu einer Rechtsverschiebung der IS-Linie, sowie der Zinseffekt, durch den sich die LM-Linie nach rechts verschiebt. Die neue Gleichgewichtsproduktion ist somit höher und liegt genau auf dem Niveau, das aus der Gleichgewichtsbeschäftigung gemäß der Produktionsfunktion resultiert.

4. Die Auseinandersetzung um den Realkasseneffekt


Die ersten Versuche, die zentrale Aussage von Keynes, dass es auch bei flexiblen Preisen und Löhnen keine automatische Rückkehr zur Vollbeschäftigung gibt, durch den Pigou-Effekt und den Zinseffekt auszuhebeln, wurden bis in die 50er Jahre von den Keynesianern entschieden abgewehrt und konnten sich nicht durchsetzen. Dies änderte sich in der nächsten Diskussionsrunde, in der es darum ging, die Theorie von Keynes mit der traditionellen Preis- und Werttheorie in Übereinstimmung zu bringen.

Im Mittelpunkt dieses erneuten Versuchs, Keynes in die neoklassische Welt zurückzuholen, stand das Buch von Don Patinkin (1956) „Money, Interest und Prices“ mit dem viel sagenden Untertitel „An Integration of Monetary and Value Theory“. Hinzu trat später die Forderung nach einer Mikrofundierung der Makroökonomie; dazu sollte allerdings nur die neoklassische Mikroökonomie dienen, die der neoklassischen Theorie zugrunde liegt.

Während Patinkin 1948 und 1951 (s. dafür die Rubrik „Pigou- Effekt) noch der Position zuneigte, wegen der Unsicherheit über die Zukunft könne man sich auf stabilisierende Tendenzen zur Vollbeschäftigung nicht verlassen, hat er in seinem Buch seine Position zur „General Theory“ von Keynes bezüglich der Wirkungen flexibler Preise deutlich modifiziert: Er ersetzt den Pigou-Effekt, den der Schuldner-Effekt direkt kompensieren kann, durch den Real-balance-effect (Realkasseneffekt). Dieser beruht nur noch auf der Steigerung des realen Wertes des Bestandes an Bargeld; diesem steht kein Schuldner gegenüber, der auf den gestiegenen Realwert seiner Schulden reagieren müsste, sondern die Zentralbank.

Was die Wirkung des Realkasseneffektes betrifft, so trennt Patinkin – ohne dies deutlich zu sagen – zwischen der wirtschaftspolitischen und der wirtschaftstheoretischen Ebene. Auf die Wirtschaftspolitik gemünzt schreibt er in der 1. Auflage von 1956 und unverändert in der veränderten 2. Auflage von 1965 (S. 237 bzw. S. 339):

“..,even if monetary policy could definitely restore the economy to full employment, there would still remain the crucial question of the length of time it would need. There would still remain the very real possibility that it would necessitate subjecting the economy to an intolerably long period of dynamic adjustment: a period during which wages, prices, and interest would continue to fall, and – what is most important – a period during which varying numbers of workers would continue to suffer from involuntary unemployment.”

Für die theoretische Ebene erklärt er jedoch im unmittelbar anschließenden Absatz, „der Realkasseneffekt zwinge die Keynesianer, die klassische Behauptung zu akzeptieren, es bestünden stabilisierende Kräfte, denen es am Ende gelingt, das Einkommen auf das Vollbeschäftigungsniveau zu heben “(eigene Übersetzung).

Von den drei möglichen Interpretationen der Keynes’schen Theorie, die Patinkin 1948 formuliert hatte, beschränkt er sich jetzt auf diejenige, die der klassischen Theorie am nächsten kommt und damit so nahe, dass man sie nicht mehr als keynesianisch bezeichnen kann.

Diese Position fiel bei vielen Ökonomen auf fruchtbaren Boden; denn nun ließ sich die Theorie von Keynes – was ihr langfristiges Gleichgewichtsergebnis betrifft – in die neoklassische Theorie, die sich vor allem für die langfristigen Endzustände interessiert, integrieren, wobei sie darin auf- bzw. untergeht. Abweichende Ergebnisse wurden ihr von vielen nur noch bei rigiden Preisen und Löhnen zugestanden sowie bei den unrealistischen Extremfällen einer völlig zinsunelastischen Investitionsgüternachfrage oder einer unendlich elastischen Geldnachfrage (Liquiditätsfalle).

Die Abwehr der meisten keynesianisch orientierten Ökonomen fiel ziemlich schwach aus, abzulesen z.B. an den damals führenden keynesianisch orientierten Lehrbüchern von Erich Schneider in Deutschland und Paul Samuelson in den USA. Statt auf die Analyse von Keynes im Kapital 19 der „General Theory“ zurückzugreifen, wo dieser eine große Zahl gegenläufiger Effekte auflistet (s. Rubrik „The General Theory“, Kernaussagen, Abschnitt C), beschränkte sich Schneider von der 1. Auflage (1952) bis zur letzten 12. Auflage (1973) darauf, dem Pigou-Effekt „den Charakter einer völlig unbestätigten Hypothese“ zuzuschreiben, sowie den negativen Erwartungseffekt und den unbestimmten Verteilungseffekt (weniger Konsum, evtl. höhere Investitionen wegen der höheren Gewinne) zu erwähnen (1952, S. 161). Außerdem stellt er fest, diese Frage könne nur im Rahmen einer Verlaufsanalyse (also nicht in komparativ-statischer Betrachtung) erschöpfend behandelt werden, was im Rahmen einer Einführung nicht möglich sei (S. 160). Zustimmend zitiert er allerdings eine Passage von J.M. Clark (1949, S. 101): „Weder steigende noch sinkende Löhne … sind a priori verlässliche Heilmittel gegen Arbeitslosigkeit“, und schließt sich so dem Ergebnis von Keynes an, ohne es im Einzelnen abzuleiten. .

Samuelson setzt von Anfang an den Pigou-Effekt mit dem Realkasseneffekt gleich, ohne diese Bezeichnung bis zur englisch-sprachigen 12. Auflage (1985) zu verwenden, konzediert ihm theoretische Relevanz, verweist aber auf der wirtschaftspolitischen Ebene darauf, Pigou selbst habe nicht empfohlen, durch kräftige Preissenkungen (Deflation) das Arbeitslosenproblem zu lösen. Vielmehr habe er einer Erhöhung der Geldmenge den Vorzug gegeben (siehe dazu Rubrik „Pigou“). Auf die Überlegungen von Keynes in Kapitel 19 geht auch Samuelson nicht näher ein.
Lobenswerte Ausnahmen stellen u.a. Greenwald/Stiglitz (1993) dar. Für diese Autoren stellt die zusätzliche Unsicherheit, die im Zuge eines solches Deflationsprozesses entsteht, das entscheidende Argument dar, deren Konsequenz Ch.Schultze (1986, S.17) so formuliert hat:

„… the dynamic consequences of wage and price flexibility may generate more rather than less instability. Keynes himself took that view, Don Patinkin (1948- J.K.) long ago emphasized this possibility.”

Dieser Argumentation wird häufig entgegengehalten, der zunehmende reale Wert der Nettoforderungen, also der Realkasseneffekt, werde diesen deflationären Prozess über kurz oder lang abfedern. Greenwald/Stiglitz (1993, S.36) wenden sich gegen das Vorgehen, sich auf den Realkasseneffekt zu verlassen.

„Indeed, in most new Keynesian models the mechanism by which wage and price flexibility would eventually restore the economy to full employment is the old real balance effect. The enormous attention that the real balance effect has received over the years hardly speaks well for the profession. Quantitatively, it is surely an nth order effect; one calculation put in that, even at the fastest rate at which prices fell in the Great depression, it would take more than two centuries to restore the economy to full employment. And in the short run even ist sign is ambiguous, as intertemporal substitution effects may (depending on expectations) more than offset the wealth effects.”

Auch Frank Hahn (1995, S.47) wendet sich gegen die Vorstellung, flexible Preise und Löhne würden immer zu einem neuen Gleichgewicht führen:

„Here I note that there is no guarantee for convergence, leave alone convergence to a steady state. So if nothing else, the process will generate extra uncertainty.”

Wenig behelligt von diesen eindeutigen Aussagen konnte sich die neoklassische Synthese als Interpretation der „bleibenden“ Erkenntnisse aus der Theorie von Keynes ausbreiten und Keynes’ Forderungen nach beschäftigungsorientierter Geld- und Fiskalpolitik als Ergebnis der Annahme rigider Löhne und Preise hinstellen. .

5. Neoklassische Ergebnisse durch die AS/AD- Analyse

In der heutigen Diskussion spielen beide Varianten der neoklassischen Synthese keine Rolle mehr. In dem Lehrbuch von Samuelson taucht dieses Stichwort ab der 12. Auflage (1985) nicht mehr auf. Stattdessen wird die neoklassische Behauptung, sinkende Preise und Löhne führten zu mehr Beschäftigung, in den meisten Lehrbüchern zur Makroökonomie mittels der AS/AD- Analyse abgeleitet. In dieser wird eine steigende gesamtwirtschaftliche Angebotskurve (Aggregate Supply) mit einer fallenden gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve (Aggregate Demand) kombiniert. Dann zeigt die Graphik unmittelbar: Ist die Nachfrage kleiner als das Angebot, genügt ein Senken des Preisniveaus, damit beide bei einer höheren Produktion (und damit Beschäftigung) zum Ausgleich kommen.

Wo aber kommt die Nachfragekurve her? Manche Lehrbücher erzielen sie einfach aus der Aggregation der mikroökonomischen Nachfragefunktionen nach den einzelnen Gütern. Dies ist jedoch eine unzulässige Verallgemeinerung, da die mikroökonomische Nachfragefunktionen immer für ein gegebenes Volkseinkommen gelten. Andere Lehrbücher leiten die gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion aus dem IS/LM-Diagramm ab (vgl. dazu Kromphardt, 2006, S.186ff) Dabei wird angenommen, die Geldmenge bleibe trotz sinkenden Preisniveaus konstant, sodass über die mit dem Preisniveau sinkende Geldnachfrage der Zinssatz sinkt (sog. Keynes- Effekt).

Diese Annahme einer unveränderten Geldmenge bildet den Schwachpunkt dieser Ableitung, denn der Keynes- Effekt wird für eine konstante nominale Geldmenge abgeleitet, obwohl bei sinkendem Preisniveau die nominale Kreditnachfrage und damit die Geldschöpfung zurückgehen dürften. Auch die Quantitätstheorie hat immer den Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau betont. Nur eine expansive Geldpolitik der Zentralbank könnte dieses aus dem sinkenden Preisniveau resultierende Absinken der Geldmenge verhindern. Führt die Zentralbank eine entsprechende expansive Geldpolitik durch, so ist die Stabilität der Nachfragekurve aber nicht einem Marktautomatismus geschuldet, sondern dem Eingreifen der geldpolitischen Instanzen.

Auf Keynes kann man sich bei der AS/AD-Analyse jedenfalls nicht berufen. Zwar trifft er keine Aussage darüber, wie sich die Geldmenge bei einem sinkenden Preisniveau entwickelt, aber er hält ihr Schrumpfen für durchaus möglich und folgert daraus: „If the quantity of money is itself a function of the wage- and price-level, there is indeed nothing to hope in this direction” (wobei mit „direction“ der positive Beschäftigungseffekt sinkender Preise gemeint ist) (1936,S.266).

Auch die Abkehr der meisten Zentralbanken von der Geldmengensteuerung hin zur Zinssteuerung entzieht dieser Ableitung den Boden.

Der Verlauf der AS-Kurve ist ebenfalls nicht so eindeutig, wie die AS/AD- Graphik suggeriert. Sie wird dort ausschließlich mit einem steil steigendem Verlauf gezeichnet, obwohl viele Wirtschaftsbereiche durch hohe Fixkosten gekennzeichnet sind, sodass die fixen Stückkosten mit zunehmender Produktion fallen und das Ansteigen der variablen Stückkosten evtl. sogar überkompensieren (vgl. Kromphardt 2006, S.188ff). Aber diese Kurve ist weniger problematisch, weil ihre Lage nur vom Preis- und Lohnniveau, nicht aber von anderen Variablen des Modells abhängt.

Auf die genannten problematischen Punkte beider Kurven geht jedoch fast keins der makroökonomischen Lehrbücher ein. Ihre AS/AD-Analyse endet daher mit einem eindeutigen (gewünschten?) neoklassischen Ergebnis.

Literatur:

Blanchard, „Neoclassical Synthesis“. Beitrag zur 2.Auflage des New Palgrave Dictionary(2007) zu finden in https://www.dictionaryofeconomics.com/Articels.aspx

Clark, John M. (1949), Sondergutachten zum UNO-Gutachten. National and International Measures for Full Employment. New York – zitiert nach Erich Schneider (1961), S. 203.

Greenwald, Bruce/ Stiglitz, Joseph (1993), New and Old Keynesians „Journal of Economic Perspectives“, Vol.7, S.23-44

Hahn, Frank (1995), Theoretical Reflections on the „Natural Rate of Unemployment“, In: ROD CROSS (1995), S. 43-56

Hansen, Alvin (1953): A Guide to Keynes. New York (McGraw-Hill). Deutsch: Keynes’ökonomische Lehren. Ein Führer durch sein Hauptwerk. Stuttgart-Düsseldorf (Ring-Verlag) 1959.

Kalecki, Michael (1944): Professor Pigou on „The Classical Stationary State“. A Comment. “The Economic Journal”, Vol. 54, S. 131f.

Keynes, John Maynard (1936): The General Theory of Employment, Interest and Money. London (Macmillan). Wiederabgedruckt in: Moggridge, D. (Hrsg.), Collected Writings of J.M. Keynes. London und (Basingstone), Macmillan Vol. 7, 1973. Deutsch : Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. 11.Auflage (2009) Berlin, (Duncker und Humblot)

Klein, Lawrence (1952): The Keynesian Revolution. London (Macmillan).

Kromphardt, Jürgen (2006) Grundlagen der Makroökonomie 3.Auflage, München (Vahlen)

Lange, Oscar (1945): Price Flexibility and Employment. San Antonio (Texas). Principia Press of Trinity University

Modigliani, Franco (1944), Liquidity Preference and the Theory of Interest and Money. Econometrica, Vol. 12, S. 45-88. Wiederabgedruckt in: Lutz, Friedrich/Mints, Lloyd (Hrsg.), Readings in Monetary Theory. London (Allan & Unwin) 1952, S. 186-239.

Morgan, Brian (1978), Monetarists and Keynesians. Their Contribution to Monetary Theory. London/Basingstoke (Macmillan).

Patinkin, Don (1948): Price Flexibility and Full Employment. “The American Economic Review”, Vol. 38, S. 543-564.

Patinkin, Don (1956, 1965, 1989), Money, Interest, and Prices. An Integration of Monetary and Value Theory. 1. Aufl. Evanston, Ill./White Plains, N.Y. (Row, Petersen & Co.) 1956, 2. veränderte Aufl.: New York (Harper & Row) 1965. 2. gekürzte Aufl. Cambridge, Mass./London (MIT-Press). 1989.

Pigou, Arthur (1943): The Classical Stationary State. “The Economic Journal”, Vol. 53, S. 343-351.

Robinson, Joan (1937): Introduction to the Theory of Employment. London/New York (Macmillan/St. Martin’s).

Samuelson, Paul (1948 ff), Economics – An Introductory Analysis. New York etc. (McGraw Hill). Ab der 12. Auflage (1985) mit William Nordhaus verfasst.

Schneider, Erich (1952 ff), Einführung in die Wirtschaftstheorie, Band III. Geld, Kredit, Volkseinkommen und Beschäftigung. 1. Aufl. 1952, 6. Aufl. 1961, 12. Aufl. 1973. Tübingen (Mohr-Siebeck).

Schultze, Charles (1986), Other Times, Other Places, Macroeconomic Lessons from U.S and European Experiences, Washington (Bookings).