Keynes
Gesellschaft

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Niederschlag des gestiegenem Interesse an Keynes

II Gesteigertes Interesse an Keynes‘ Theorie und an deren wirtschaftspolitischen Konsequenzen

Durch die Finanzkrise, die drohende tiefe Rezession und die staatlichen Gegenmaßnahmen (insbesondere die Konjunkturprogramme) ist der Name und die Theorie von Keynes in die wirtschaftspolitische Diskussion zurückgekehrt.

II 1. Niederschlag in den Zeitungen

Um über die zahlreichen Zeitungsartikel zu diesem Thema informiert zu sein, ist es zu empfehlen, sich bei Google Alerts anzumelden. Besuchen Sie als ersten Schritt die Google Alerts-Homepage (https://www.google.de/alerts). Geben Sie dort in das Feld „Suchbegriffe“ den Suchbegriff (John Maynard Keynes) ein, über den sie per Email informiert werden möchten. Klicken Sie schließlich auf Alert erstellen. Sie erhalten eine Bestätigungs-E-Mail. Durch Klicken auf den Link in der Bestätigungs-E-Mail wird Ihr Alert aktiviert. Anschließend erhalten Sie mehrmals pro Woche eine E-Mail, in der Sie mindestens einen Artikel über Keynes finden.

II 2. Berichte und Kurzkommentare aus keynesianischer Sicht

Zur aktuellen Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise findet man derartige Berichte und Kommentare vor allem: a) In der Reihe „WISO direkt“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dort erscheinen jeweils kurze Analysen und Konzepte (einheitliche Länge:4 Seiten), die auch Internet verfügbar sind: www.fes.de/wiso
b) An derselben Stelle findet man die ´WISO-Diskurse´; das sind umfangreiche (um die 50 Seiten) Analysen und Konzepte zu vielen Themen, darunter auch die hier relevanten.
c) Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht ungefähr einmal pro Monat einen IMK-Report, der sich mit aktuellen ökonomischen Theorien befasst. Diese Berichte sind zu finden unter www.boeckler.de/index_imk.htm

II 3. Niederschlag in neuen wissenschaftlichen Publikationen

3.1 Neue Publikationen zur aktuellen Wirtschaftspolitik (insbesondere in der EU). aus keynesianischer Sicht

Gustav Horn, Des Reichtums fette Beute. Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert. Frankfurt/New York (Campus) 2011. In diesem Buch zeigt Horn, wie die seit langem ständig zunehmende Ungleichheit in der Einkommen- und Vermögensverteilung nicht nur den sozialen Zusammenhalt der deutschen Gesellschaft gefährdet, sondern durch das Zurückbleiben der Massenkaufkraft die Binnennachfrage schwächt, mit der Folge, dass in Deutschland die Wirtschaft langsamer wächst als in fast allen Industriestaaten. Gleichzeitig bringt diese Ungleichheit zu Lasten der Arbeitnehmer zunehmende Salden in den Leistungsbilanzen hervor: Riesige Überschüsse in Deutschland, entsprechende (spiegelbildliche) Defizite vieler anderer Staaten, insbesondere im Euro-Raum, die die gemeinsame europäische Projekt gefährden und zu sprengen drohen.

Robert Skidelsky, Die Rückkehr des Meisters. Keynes für 21. Jahrhundert. München (Kunstmann-Verlag) 2010. Der pragmatische Titel zeigt die Zielsetzung des Buches, das von dem bekanntesten Biographen von John Maynard Keynes verfasst wurde und aufzeigt, wie wichtig die Lehren von Keynes für die Bewältigung der aktuellen (und kommenden) wirtschaftspolitischen Probleme der Industriegesellschaften sind.


Sebastian Dullien/ Hansjörg Herr/ Christian Kellermann.
Der gute Kapitalismus – und was sich dafür nach der Krise ändern müsste (Regensburg, transcript-Verlag, 2009). Die Autoren gehen von der These aus, dass der Kapitalismus in der Finanzkrise (und vorher) sein böses Gesicht gezeigt hat, vor allem, weil die Finanzmärkte sich viel zu sehr von der Realwirtschaft entfernt haben und ihre eigentliche Aufgabe, dort Sachinvestitionen zu finanzieren, in den Hintergrund getreten ist. Falls es gelingt, die Finanzmärkte zu zähmen und gleichzeitig eine kontinuierliche Nachfragentwicklung zu erreichen, dann könnte der Kapitalismus wieder sein gutes Gesicht zeigen. Voraussetzung dafür ist vor allem eine Korrektur der Tendenz zu einer immer größeren Spreizung der Einkommen, damit aus steigenden Masseneinkommen steigende Nachfrage resultieren kann.

George Akerlof, Robert Shiller: „Animal Spirits. Wie die Weltwirtschaft wirklich funktioniert“. Aus dem Englischen übersetzt von Ute Gräbner-Seißinger, Ingrid Proß-Gill und Doris Gertner. Frankfurt (Campus Verlag) 2009. Die Autoren greifen Keynes‘ Betonung der „Annimal Spirits“ (der seelisch-geistigen Kräfte) für das menschliche und insbesondere das unternehmerische Handeln auf und zeigen, dass die Wirtschaft anders funktioniert, als die neoklassische Gleichgewichtstheorie suggeriert. Allerdings greifen sie für ihre anschließende makroökonomische Analyse dann doch auf diese Modellwelt zurück.

Peter Bofinger: „Ist der Markt noch zu retten? Warum wir jetzt einen starken Staat brauchen“. Berlin (Econ) 2009. In diesem Buch analysiert Bofinger die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise und die Wege zu ihrer Überwindung aus keynesianischer Sicht und verbindet diese mit einem Rückgriff auf die soziale Marktwirtschaft und die Forderung von Ludwig Erhard nach „Wohlstand für Alle“.

Das neue Buch von Paul Krugman „Die Neue Weltwirtschaftskrise“ (Campus Verlag, Frankfurt, New York 2009) analysiert die aktuelle Krise und die Möglichkeiten ihrer Bekämpfung ganz im Keynes’schen Geiste.

3.2 Neue Veröffentlichungen zur Theorie von Keynes

Geoff Tily hat 2010 sein 2007 erschienenes Buch „Keynes‘ General Theory, the Rate of Interest and Keynesian Economics“ unter dem verschärften Ober-Titel „Keynes Betrayed“ als Paperback im Palgrave Macmillan neu veröffentlicht. Tily betont, dass für Keynes das Geld und die Geldpolitik im Mittelpunkt gestanden haben (wofür auch der volle Titel der „General Theory“ spricht). Er habe durch gute Geldpolitik verhindern wollen, dass Krisen überhaupt entstehen. Tily kritisiert diejenigen „Keynesianer“, die seine Botschaft auf diese Fiskalpolitik reduzieren, als „Verräter“ der Keynes’schen Theorie. Dies erinnert daran, dass schon 1968 Axel Leijonhufvud mit seinen Buch „On Keynesian Economics and the Economics of Keynes“ die Differenzen zwischen Keynes und vielen derer, die sich Keynesianer nennen, betonte und große Aufmerksamkeit fand. Tily erwähnt dieses Buch jedoch nur am Rande.
Jörg Bibow, „Keynes on Monetary Policy, Finance and Uncertainty. Liquidity Preference Theory and the Global Financial Crisis“. Routledge History Taylor&Francis Group, 2009. Axel Leijonhufvud, „Out of the corridor: Keynes and the crisis“. Cambridge Journal of Economics, Vol. 33, 2009, S. 741-757. (hierbei handelt sich um ein Sonderheft zur Finanzkrise).

3.3 Zum Leben und Werk von Keynes sind vier, relativ kurze Bücher erschienen:

In dem Buch „Die größten Ökonomen: John Maynard Keynes“ von Jürgen Kromphardt (München/Konstanz, UVK und Lucius) wird die „Allgemeine Theorie“ auf ca. 40 Seiten (von 194 Seiten) präsentiert.

Das Buch von Gerhard Willke „John Maynard Keynes“ (1. Auflage 2002, 2. Auflage 2012) konzentriert sich trotz seines allgemein gehaltenen Titels auf die „Allgemeine Theorie“ (110 von ca. 170 Seiten im Campus-Verlag, Frankfurt).

In dem Buch „Keynes für Jederman“ (FAZ-Buch, 2009) von Gerald Braunberger nimmt die „Allgemeine Theorie“ etwas weniger Seiten ein. Seine Auführungen zu den Auswirkungen sinkender Löhne und Preise sind allerdings nicht sehr klar und treffen nicht genau zu. Dafür setzt sich Braunberger in den letzten Abschnitten mit den Kritikern auseinander (S.210-250)

Der schmale, mit Fotos und Karikaturen belebte Band „John Maynard Keynes“ von Reinhard Blomert (Reinbek bei Hbg, Rowohlt, 2007) beschränkt sich darauf, den Kerngedanken der „Allgemeinen Theorie“ auf ca. 7 Seiten (von 158) darzustellen.

3.4 Neuauflagen und Übersetzungen von Keynes‘ Werken

John Maynard Keynes, „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“. Dank der gestiegenen Nachfrage ist im Herbst 2009 eine erneut überarbeitete deutsche Fassung dieses Hauptwerks in der Übersetzung von Fritz Waeger, verbessert und um eine Erläuterung des Aufbaus ergänzt von Jürgen Kromphardt und Stephanie Schneider, bei Duncker&Humblot (Berlin) erschienen.

John Maynard Keynes, On Air. Der Weltökonom am Mikrofon der BBC. Hamburg (Murmann Verlag) 2008.

John Maynard Keynes, Das Ende des Laissez-Faire. Berlin (Duncker & Humblot) 2011.