Keynes
Gesellschaft

John Maynard Keynes über Roosevelts „New Deal“

 

1. Offener Brief an Präsident Roosevelt

2. Mr. Roosevelts Experimente

Beide Texte wurden mit freundlicher Genehmigung des Verlags Palgrave-Macmillan von der Keynes-Gesellschaft übersetzt und ins Netz gestellt. Mit der Übersetzung war Frau Dr. Katja Rietzler beauftragt worden.

Die Original-Texte stammen aus den “Collected Writings of John Maynard Keynes”, Vol. 21, London & Basingstoke (Macmillan) 1982, S. 289-297 bzw. S. 297-304.

1. Aus der New York Times vom 31. Dezember 1933

London, den 30. Dezember

Sehr geehrter Herr Präsident,

Sie haben sich zum Treuhänder derer in allen Ländern gemacht, die versuchen, das Übel unserer Lage durch ein durchdachtes Experiment im Rahmen unseres bestehenden Gesellschaftssystems zu heilen. Wenn Sie scheitern, wird man dem vernunftgeleiteten Wandel weltweit mit gravierenden Vorurteilen begegnen. Dann wird der Kampf zwischen der Orthodoxie und der Revolution entschieden.

Wenn Sie aber Erfolg haben, dann werden überall neue und gewagtere Vorgehensweisen erprobt werden und wir dürfen ab ihrem Amtsantritt das erste Kapitel eines neuen wirtschaftlichen Zeitalters schreiben.

Dies ist ein hinreichender Grund, weshalb ich es wagen sollte, Ihnen meine Betrachtungen darzulegen, wenn auch mit den Nachteilen der Distanz und des unvollständigen Wissens.

Die öffentliche Meinung in England

Im Augenblick sind Ihre Sympathisanten in England nervös und bisweilen verzagt. Wir fragen uns, ob die Reihenfolge der verschiedenen Dringlichkeiten richtig verstanden worden ist, ob Ziele verwechselt werden und ob einige Ratschläge, die Sie erhalten, nicht schwachsinnig und eigenartig sind.

Wenn wir beunruhigt sind, wenn wir Sie verteidigen, dann liegt dies zum Teil am Einfluss unseres Umfeldes in London. Denn fast jeder hier hat eine stark verzerrte Sicht dessen, was in den Vereinigten Staaten geschieht.

Der durchschnittliche Banker in der Londoner City glaubt, dass Sie sich trotz kompetenter Beratung auf eine hirnrissige Expedition eingelassen haben, dass die größte Hoffnung darin besteht, dass Sie sich Ihrer gegenwärtigen Ratgeber entledigen, um zu den alten Gepflogenheiten zurückzukehren, und, dass die Vereinigten Staaten andernfalls auf einen entsetzlichen Zusammenbruch zusteuern würden. Dies, so sagen sie, riechen sie.

Es gibt ein Wiederaufleben besserwisserischen Kopfschüttelns derjenigen, die glauben, die Nase sei ein edleres Organ als das Hirn. London ist überzeugt, dass wir uns nur zurücklehnen müssen und abwarten, was wir sehen werden. Darf ich Sie inständig um Ihre Aufmerksamkeit bitten, während ich meine eigene Sicht darlege?

Die gegenwärtige Aufgabe

Sie sind mit einer doppelten Aufgabe beschäftigt, wirtschaftliche Erholung und Reform – Erholung von der Wirtschaftskrise und die Verabschiedung jener Wirtschafts- und Sozialreformen, die längst überfällig sind. Für ersteres sind Geschwindigkeit und schnelle Ergebnisse wichtig. Die zweite Aufgabe mag ebenfalls dringend sein, aber Eile wird schädlich sein und eine kluge Ausrichtung auf ein langfristiges Ziel ist notwendiger als unmittelbare Erfolge. Indem Sie das Ansehen Ihrer Administration durch den Erfolg bei der kurzfristigen Wirtschaftsbelebung heben, werden Sie die Kraft haben, langfristige Reformen zu verwirklichen.

Andererseits können selbst kluge und notwendige Reformen in mancher Hinsicht die wirtschaftliche Erholung behindern und schwieriger machen. Denn sie werden die Zuversicht der Geschäftswelt erschüttern und ihre bestehenden Handlungsmotive schwächen, bevor Sie die Zeit gehabt haben, andere Motive an ihre Stelle zu setzen. Sie überfordern vielleicht Ihre Verwaltungsmaschinerie, die infolge des traditionellen Individualismus der Vereinigten Staaten und der traditionellen Ämterpatronage ohnehin nicht übermäßig stark ist. Und sie werden Ihr Denken und Ziel sowie das Ihrer Regierung verwirren, indem sie Ihnen zu viel aufgeben, worüber sie gleichzeitig nachdenken müssen.

Ziele und Ergebnisse des NRA

Nun bin ich mir nicht klar, wenn ich auf die letzten neun Monate zurückblicke, ob die Reihenfolge der Dringlichkeit von Maßnahmen der Wirtschaftsbelebung einerseits und von Maßnahmen der Reform andererseits, so eingehalten wurde, wie es nötig ist, oder ob letztere nicht manchmal mit ersteren verwechselt wurden. Insbesondere kann ich, wenngleich seine sozialen Vorzüge erheblich sind, im Gesetz über die Wiederbelebung der Nationalen Industrie (National Industrial Recovery Act, NRA) keine greifbare Hilfe für den Aufschwung erkennen. Die Triebkraft, mit der die umfangreiche Regierungsaufgabe, die dieses Gesetz definiert hat, verfolgt wird, verkörpert anscheinend eine falsche Wahl der Prioritäten. Das Gesetz ist in Kraft; erhebliche Anstrengungen wurden unternommen, um es umzusetzen; aber im Augenblick dürfte es besser sein, zuzulassen, dass man Erfahrungen damit sammelt, bevor man versucht, es in allen seinen Einzelheiten durchzuboxen.

Das ist meine erste Überlegung – dass das NRA, welches im Wesentlichen Reform bedeutet und wahrscheinlich die Wiederbelebung der Wirtschaft behindert, zu hastig durchgesetzt wurde, weil es fälschlich als Teil einer Politik der wirtschaftlichen Wiederbelebung gesehen wurde.

Meine zweite Überlegung bezieht sich auf die Maßnahmen der Wiederbelebung der Wirtschaft selbst. Ziel einer wirtschaftlichen Erholung ist es, die nationale Produktion zu erhöhen und mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Im Wirtschaftssystem der modernen Welt wird die Produktion in erster Linie für den Verkauf hergestellt; und die produzierte Menge hängt vom Umfang der Kaufkraft im Vergleich zum Herstellungspreis der Produkte ab, deren Absatz man am Markt erwartet.

Grob gesagt kann es daher zu keiner Ausweitung der Produktion kommen, ohne dass der eine oder andere von drei Faktoren zum Einsatz kommt. Die einzelnen Menschen müssen veranlasst werden, mehr von ihrem bestehenden Einkommen auszugeben, oder die Unternehmen müssen, entweder durch erhöhtes Vertrauen in die Geschäftsaussichten oder durch einen niedrigeren Zins, dazu gebracht werden, zusätzliche laufende Einkommen in den Händen ihrer Beschäftigten zu schaffen, was geschieht, wenn entweder das Umlauf- oder das Anlagevermögen des Landes erhöht wird; oder die Staatsgewalt muss zur Hilfe gerufen werden, um zusätzliche laufende Einkommen zu schaffen, indem sie geliehenes oder gedrucktes Geld ausgibt.

In schlechten Zeiten ist nicht zu erwarten, dass der erste Faktor in ausreichendem Umfang zum Tragen kommt. Der zweite Faktor wird erst als zweite Welle des Angriffs auf die Wirtschaftskrise hinzukommen, nachdem durch die Ausgaben der öffentlichen Hand eine Trendwende eingetreten ist. Wir können daher nur vom dritten Faktor den anfänglichen starken Impuls erwarten.

Nun gibt es Anzeichen dafür, dass zwei technische Trugschlüsse vielleicht die Politik Ihrer Regierung beeinflusst haben mögen. Der erste bezieht sich auf die Rolle, die steigende Preise im Aufschwung spielen. Steigende Preise sind zu begrüßen, weil sie gewöhnlich ein Symptom steigender Produktion und Beschäftigung sind. Wenn mehr Kaufkraft ausgegeben wird, erwartet man eine steigende Produktion bei steigenden Preisen. Da es keine steigende Produktion ohne steigende Preise gibt, ist es notwendig sicherzustellen, dass der Aufschwung nicht dadurch behindert wird, dass das Geldangebot nicht für den erhöhten nominalen Umsatz ausreicht.

Das Problem der steigenden Preise

Es lässt sich jedoch viel weniger zugunsten von steigenden Preisen sagen, wenn sie auf Kosten einer steigenden Produktion zustande kommen. Einigen Schuldnern hilft dies vielleicht, aber der nationale Aufschwung insgesamt wird dadurch verzögert. Somit haben steigende Preise, die durch eine absichtliche Erhöhung der Fertigungskosten oder durch die Beschränkung der Produktion verursacht werden, einen erheblich geringeren Wert als Preissteigerungen, die das natürliche Ergebnis eines Anstiegs der gesamtwirtschaftlichen Kaufkraft sind.

Ich beabsichtige nicht, die soziale Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit der Einkommens¬umverteilung, die durch die NRA und verschiedene Pläne einer Beschränkung des landwirtschaftlichen Angebots beabsichtigt werden, infrage zu stellen. Insbesondere letzteres würde ich im Prinzip stark unterstützen. Aber eine zu starke Betonung des heilenden Nutzens eines höheren Preisniveaus als Selbstzweck kann zu einem ernsthaften Irrtum über die Rolle der Preise für die Herbeiführung eines Aufschwungs führen. Die Anregung der Produktion durch eine Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Kaufkraft ist der richtige Weg, um Preise steigen zu lassen; nicht umgekehrt.

Als wichtigsten Motor in der Anfangsphase einer Politik für einen Aufschwung betone ich somit ganz besonders die Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Kaufkraft durch Staatsausgaben, die durch Kredite finanziert sind und nicht nur einen Transfer aus der Besteuerung bestehender Einkommen darstellen. Im Vergleich dazu zählt nichts anderes.

Hochkonjunktur, Wirtschaftskrise und Krieg

In einer Phase der Hochkonjunktur kann es zu Inflation kommen, wenn man zulässt, dass eine unbegrenzte Kreditvergabe den begeisterten Enthusiasmus von Wirtschaftsspekulanten stützt. Aber in einer wirtschaftlichen Schwächephase ist die öffentliche Kreditausweitung das einzige sichere Mittel, mit dem man schnell eine steigende Produktion bei steigenden Preisen erreichen kann. Aus diesem Grund haben Kriege immer eine starke Aktivität der Industrie ausgelöst. In der Vergangenheit hat das orthodoxe Finanzwesen den Krieg als einzige legitime Ausrede für die Schaffung von Beschäftigung durch Staatsausgaben angesehen. Sie, Herr Präsident, haben, nachdem Sie solche Fesseln abgestreift haben, die Freiheit, im Interesse von Frieden und Wohlstand die Vorgehensweise anzuwenden, die bislang nur dem Zweck des Krieges und der Zerstörung dienen durfte.

Der Rückschlag, den die Erholung der amerikanischen Wirtschaft in diesem vergangenen Herbst erlebt hat, war die vorhersehbare Folge des Versagens Ihrer Regierung, in den ersten sechs Monaten Ihrer Amtszeit eine greifbare Erhöhung neuer kreditfinanzierter Ausgaben auf den Weg zu bringen. Die Lage in sechs Monaten wird gänzlich davon abhängen, ob Sie den Grundstein für höhere Ausgaben in der nahen Zukunft gelegt haben.

Ich bin nicht überrascht, dass bislang so wenig ausgegeben wurde. Unsere eigenen Erfahrungen haben gezeigt, wie schwer es ist, kurzfristig nützliche kreditfinanzierte Ausgaben aus dem Ärmel zu schütteln. Man muss geduldig viele Hindernisse überwinden, wenn Verschwendung, Ineffizienz und Korruption verhindert werden sollen. Es gibt viele Faktoren, mit deren Aufzählung ich mich nicht aufzuhalten brauche, die es in den Vereinigten Staaten besonders erschweren, schnell und aus dem Stehgreif ein umfassendes öffentliches Investitionsprogramm zu schaffen. Ich tadele Herrn Minister Ickes nicht dafür, dass er besonders vorsichtig und sorgfältig ist. Aber die Risiken eines langsameren Vorgehens müssen gegen diejenigen einer größeren Eile abgewogen werden. Er muss die Gletscherspalten überqueren, bevor es dunkel ist.

Die andere Gruppe von Irrtümern, deren Einfluss ich fürchte, entspringt einer primitiven Wirtschaftsdoktrin, die gemeinhin als die Quantitätstheorie des Geldes bekannt ist. Steigende Produktion und zunehmende Einkommen werden früher oder später einen Rückschlag erleiden, wenn die Geldmenge starr fixiert ist. Manche Menschen scheinen daraus abzuleiten, dass Produktion und Einkommen dadurch erhöht werden können, dass man die Geldmenge ausweitet. Doch dies ist wie wenn man versucht, dick zu werden, indem man einen weiteren Gürtel kauft. In den Vereinigten Staaten ist ihr Gürtel heute reichlich weit genug für Ihren Bauch. Es ist äußerst irreführend, wenn man die Geldmenge betont, die nur ein begrenzender Faktor ist, anstelle der realen Ausgaben, die den Handlungsparameter darstellen.

Es ist eine sogar noch dümmere Anwendung derselben Ideen, wenn man glaubt, dass es eine mathematische Beziehung zwischen dem Goldpreis und den Preisen anderer Dinge gibt. Es ist wahr, dass der Wert des Dollar bezogen auf andere Währungen die Preise der Güter beeinflusst, die international gehandelt werden. Soweit die Überbewertung des Dollar die Freiheit nationaler Politik zur Erhöhung der Preise behindert hat oder die Zahlungsbilanz mit anderen Ländern gestört hat, war es ratsam, ihn abzuwerten. Aber die Wechselkurs¬abwertung sollte dem Erfolg Ihrer Politik der Preiserhöhung als ihre natürliche Konsequenz folgen. Man sollte nicht zulassen, dass sie die ganze Welt dadurch stört, dass sie ihrer Rechtfertigung mit einem gänzlich willkürlichen Tempo zuvorkommt. Dies ist ein weiteres Beispiel für den Versuch durch das Lockern des Gürtels zuzunehmen.

Währung und Wechselkurs

Diese Kritikpunkte bedeuten nicht, dass ich in meiner Befürwortung eines gesteuerten Wechselkurses oder in meiner Bevorzugung stabiler Preise statt fester Wechselkurse nachgelassen hätte. Die Währungs- und Wechselkurspolitik eines Landes sollte zur Gänze dem Ziel der Erhöhung von Produktion und Beschäftigung auf das richtige Niveau dienen. Doch der jüngste Schlingerkurs des Dollar erschien mir eher wie ein betrunkener Goldstandard als der ideale gesteuerte Wechselkurs meiner Träume. Sie mögen mittlerweile das Gefühl haben, Herr Präsident, dass meine Kritik augenfälliger ist als meine Sympathie. Doch das ist wirklich nicht der Fall. Sie bleiben für mich der Herrscher, dessen allgemeine Sicht und Haltung bezüglich der Aufgaben einer Regierung die aufgeschlossendsten auf der Welt sind. Sie sind der einzige, der die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Veränderung der Vorgehensweise sieht und dies ohne Intoleranz, Tyrannei oder Zerstörung versucht. Sie tasten sich nach dem Prinzip von Versuch und Fehler voran und werden in Ihrer Person, so wie es auch sein sollte, als gänzlich unvoreingenommen gegenüber den Details einer bestimmten Vorgehensweise wahrgenommen. In meinem Land, wie auch in Ihrem, bleibt Ihre Position auf einzigartige Weise unberührt von der Kritik an dem einen oder anderen Detail. Unsere Hoffnung und unser Vertrauen basieren auf umfassenderen Überlegungen.

Wenn Sie mich fragen sollten, was ich ganz konkret für die unmittelbare Zukunft empfehlen würde, so würde ich folgendes erwidern:

Konstruktive Kritik

Auf dem Gebiet der Goldentwertung und der Wechselkurspolitik ist die Zeit gekommen, da die Unsicherheit beendet werden sollte. Dieses Blinde-Kuh-Spiel mit den Währungs¬spekulanten dient keinem nützlichen Zweck und ist äußerst würdelos. Es stört das Vertrauen, behindert Unternehmensentscheidungen, es beschäftigt die öffentliche Aufmerksamkeit in einem Umfang, der seine tatsächliche Bedeutung bei weitem überschreitet und es ist sowohl für die Verärgerung als auch für einen gewissen Mangel an Respekt im Ausland verantwortlich.

Sie haben drei Alternativen. Sie können den Dollar im Verhältnis zum Gold abwerten und dabei bei einem neuen festen Kurs zum Goldstandard zurückkehren. Dies stünde im Widerspruch zu Ihren Erklärungen zugunsten einer langfristigen Politik der stabilen Preise und ich hoffe, Sie verwerfen dies.

Sie können eine gemeinsame Politik der Wechselkursstabilisierung mit Großbritannien anstreben, die auf stabile Preise ausgerichtet ist. Dies wäre die beste endgültige Lösung; aber sie lässt sich derzeit politisch nicht in die Praxis umsetzen, es sei denn Sie wären bereit, bis sich Ihr inländisches Preisniveau deutlich erhöht hat, von einem anfänglichen Kurs des Pfundes weit unter fünf Dollar zu sprechen.

Schließlich können Sie ankündigen, dass Sie den Dollarkurs steuern, indem Sie Gold und Fremdwährungen an- und verkaufen, um starke oder unbegründete Schwankungen zu vermeiden. Dabei behalten Sie sich das Recht vor, die Paritäten jederzeit zu verändern, jedoch mit der erklärten Absicht, dies entweder zu tun, um ein ernsthaftes Ungleichgewicht bei Amerikas internationalen Einnahmen und Zahlungen zu korrigieren oder um einer Verschiebung des inländischen Preisniveaus gegenüber ausländischen Preisniveaus zu begegnen.

Die bevorzugte Politik

Dies scheint mir Ihre beste Politik während der Übergangsphase. Sie würden Ihr Recht aufgeben, in Zukunft willkürliche Veränderungen herbeizuführen, die in keinem Zusammen¬hang mit irgendeiner relevanten Veränderung der Fakten stehen, aber in anderer Hinsicht würden Sie Ihre Freiheit behalten, die Wechselkurs¬politik in den Dienst der Erfordernisse Ihrer nationalen Politik zu stellen – frei, Ihren Gürtel in dem Maße zu lockern, wie Sie zunehmen.

Im Bereich der nationalen Politik stelle ich aus den oben genannten Gründen sehr umfangreiche kreditfinanzierte Ausgaben unter der Führung des Staates in den Vordergrund. Es ist nicht meine Aufgabe, bestimmte Ausgabenzwecke auszuwählen. Der Vorzug sollte jedoch denjenigen gegeben werden, die schnell und in großem Stile realisiert werden können, wie zum Beispiel die Sanierung der Eisenbahn. Das Ziel ist es, den Ball ins Rollen zu bringen.

Die Vereinigten Staaten sind bereit, auf den Wohlstand zuzurollen, wenn in den nächsten sechs Monaten kräftig angeschoben werden kann. Könnten nicht die Energie und die Begeisterung, die das NRA in seiner Anfangsphase in Gang gesetzt haben, in den Dienst einer Kampagne für beschleunigte Investitionsausgaben – so klug gewählt, wie es der Druck der Umstände erlaubt – gestellt werden? Sie können sich zumindest sicher sein, dass das Land durch solche Projekte eher bereichert wird als durch die unfreiwillige Arbeitslosigkeit von Millionen.

Reichlich günstiger Kredit

An die zweite Stelle setze ich die Aufrechterhaltung einer günstigen und reichlichen Kreditvergabe, insbesondere die Senkung des langfristigen Zinssatzes. Die Wende in Großbritannien ist großenteils auf die Senkung des langfristigen Zinssatzes infolge der Umschuldung der Kriegsanleihe zurückzuführen. Dies wurde durch die Offenmarktpolitik der Bank von England vorsätzlich arrangiert.

Ich sehe keinen Grund, warum Sie den Zinssatz auf Ihre langfristigen Staatsanleihen nicht auf 2 ½ Prozent oder weniger senken sollten, mit günstigen Rückwirkungen auf den Anleihemarkt, wenn nur die amerikanische Zentralbank ihre derzeitigen Bestände an kurzfristigen Staatspapieren durch langfristige ersetzen würde. Eine solche Politik würde in einigen Monaten Wirkung zeigen und ich messe ihr große Bedeutung bei.

Bei diesen Anpassungen und Erweiterungen Ihrer bestehenden Politikmaßnahmen erwarte ich mit großer Zuversicht ein erfolgreiches Ergebnis. Wie viel dies bedeuten würde, nicht nur für den materiellen Wohlstand der Vereinigten Staaten und der ganzen Welt, sondern auch als Trost für die menschliche Seele, durch eine Wiederherstellung ihres Glaubens an die Weisheit und die Macht des Staates!

Mit großem Respekt,

Ihr ergebener Diener,

J.M. Keynes

 

 

2. Aus „The Times“, 2. Januar 1934

Die Experimente des Herrn Roosevelt

Herr Roosevelt hat sich zum Treuhänder derer in allen Ländern gemacht, die versuchen, das Übel unserer Lage durch ein durchdachtes Experiment im Rahmen unseres bestehenden Gesellschaftssystems zu heilen. Wenn er scheitert, wird man dem vernunftgeleiteten Wandel weltweit mit gravierenden Vorurteilen begegnen. Dann wird der Kampf zwischen der Orthodoxie und der Revolution entschieden. Wenn er aber Erfolg hat, dann werden überall neue und gewagtere Vorgehensweisen erprobt.

Genau aus diesem Grund und nicht nur, weil wir uns alle aus der Wirtschaftskrise retten wollen, haftet den Experimenten des Präsidenten eine überdurchschnittliche Bedeutung an.

Im Augenblick sind sogar seine Anhänger in England ziemlich beunruhigt. Sie fragen sich, ob die Reihenfolge verschiedener Dringlichkeiten richtig verstanden wird, ob hier nicht Ziele verwechselt werden und ob einige Ratschläge, die er erhält, nicht schwachköpfig und merkwürdig sind; während der Durchschnittsbanker in der Londoner City überzeugt ist, dass der Präsident sich auf eine solch verrückte Reise begeben hat, dass das Land, wenn er seine derzeitigen Berater nicht loswird, auf einen entsetzlichen Zusammenbruch zusteuert. Doch ich glaube, dass die vorherrschende britische Vorstellung auf einer ernsthaft verzerrten Sicht dessen basiert, was in den Vereinigten Staaten geschieht. Trotz offensichtlicher Enttäuschungen sehe ich die Aussichten nicht in einem düsteren Licht.

Die Lage wird durch die Tatsache viel komplizierter, dass Herr Roosevelt mit einer doppelten Aufgabe beschäftigt ist: der wirtschaftlichen Erholung und der Reform – Erholung von der Schwächephase und die Verabschiedung jener Wirtschafts- und Sozialreformen, die längst überfällig sind. Für ersteres sind schnelle Erfolge wichtig. Das Zweite mag aus der Sicht der ersten liberalen Regierung, die in Amerika seit vielen Jahren im Amt ist, ebenfalls dringend erscheinen; doch eine kluge Ausrichtung auf ein langfristiges Ziel ist notwendiger als unmittelbare Erfolge. Indem der Präsident durch den Erfolg bei der kurzfristigen Wirtschaftsbelebung das Ansehen seiner Regierung erhöht, wird er die Kraft gewinnen, die langfristigen Reformen zu verwirklichen. Zudem sind sogar kluge und notwendige Reformen anfällig dafür, den Aufschwung aufzuhalten und zu erschweren. Denn sie erschüttern das Vertrauen der Geschäftswelt und schwächen deren Handlungsmotive. Sie überfordern vielleicht die Verwaltungsmaschinerie, die durch den traditionellen Individualismus der Vereinigten Staaten und das alte System der Ämterpatronage ohnehin geschwächt ist. Und sie werden die Gedanken und Zielsetzungen der Regierungsmitglieder durcheinanderbringen, indem sie ihnen zu viel aufgeben, worüber sie gleichzeitig nachdenken müssen.

Einige Trugschlüsse

Wenn man auf die vergangenen neun Monate zurückblickt, scheint es, dass die Reihenfolge der Dringlichkeit von Maßnahmen der konjunkturellen Erholung und Maßnahmen der Reform nicht richtig eingehalten wurde, und das letztere zuweilen irrtümlicherweise für erstere gehalten wurden. Insbesondere ist es schwer, im Gesetz über die Wiederbelebung der nationalen Industrie (National Industrial Recovery Act, NIRA) – wenngleich seine sozialen Vorzüge erheblich sein mögen – oder im Wertpapiergesetz irgendeine substantielle Hilfe für den Aufschwung zu entdecken.

So war bisher ein zu großer Teil der Tatkraft der Regierung von Reformen in Anspruch genommen und ein zu geringer von der konjunkturellen Wiederbelebung. Und wenn wir uns den Maßnahmen zur Wiederbelebung der Konjunktur selbst zuwenden, dann haben bestimmte Trugschlüsse – insbesondere bezüglich der Rolle steigender Preise im Aufschwung – das Erreichen bester Ergebnisse gestört. Steigende Preise sind zu begrüßen, da sie üblicherweise das Symptom einer steigenden Produktion und Beschäftigung sind. Wenn mehr Kaufkraft ausgegeben wird, erwartet man eine steigende Produktion bei steigenden Preisen. Da es keine steigende Produktion ohne steigende Preise geben kann, ist es notwendig, sicherzustellen, dass der Aufschwung nicht dadurch gebremst wird, dass die Geldmenge nicht ausreicht, um den erhöhten monetären Umsatz zu alimentieren. Aber es gibt viel weniger zugunsten von steigenden Preisen zu sagen, wenn sie auf Kosten einer steigenden Produktion zustande kommen. Einigen Schuldnern mag dies helfen, aber der gesamtwirtschaftliche Aufschwung wird insgesamt verzögert. Somit haben steigende Preise, die vorsätzlich durch die Erhöhung von Fertigungskosten oder durch die Beschränkung der Produktion herbeigeführt werden, einen weitaus geringeren Wert als steigende Preise, die das natürliche Ergebnis eines Anstiegs der gesamtwirtschaftlichen Kaufkraft sind. Eine zu starke Betonung des heilenden Nutzens eines höheren Preisniveaus als Selbstzweck kann zu einer ernsthaften Fehlinterpretation der Rolle führen, die die Preise bei Maßnahmen für einen Aufschwung spielen.

Anstieg der Produktion

Zweitens war der Rückschlag, den die Wiederbelebung der amerikanischen Wirtschaft in diesem Herbst erfahren hat, die vorhersehbare Folge des Unvermögens, während der ersten sechs Monate der Amtszeit der neuen Regierung für eine substantielle Erhöhung der kreditfinanzierten Ausgaben zu sorgen. In der Tat erscheint es wahrscheinlich, dass solche Ausgaben bis Ende Oktober in einem geringeren Umfang getätigt wurden als unter Herrn Hoover. Das Ziel einer Konjunkturerholung ist es, die gesamtwirtschaftliche Produktion zu erhöhen und mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Im Wirtschaftssystem der modernen Welt wird die Produktion in erster Linie für den Verkauf hergestellt, und das Volumen der Produktion hängt vom Umfang der Kaufkraft verglichen mit den Herstellungskosten der Güter ab, deren Absatz am Markt erwartet wird. Grob gesprochen kann es daher zu keiner Ausweitung der Produktion kommen, es sei denn, einer von drei Faktoren kommt zum Tragen. Die einzelnen Menschen müssen veranlasst werden, mehr von ihren vorhandenen Einkommen auszugeben; oder die Geschäftswelt muss, entweder durch erhöhtes Vertrauen in die Geschäftsaussichten oder durch einen niedrigeren Zins, veranlasst werden, zusätzliche laufende Einkommen in den Händen ihrer Beschäftigten zu schaffen, was geschieht, wenn entweder das Umlauf- oder das Anlagevermögen im Land erhöht wird; oder die öffentliche Hand muss zur Hilfe gerufen werden, um zusätzliche laufende Einkommen zu schaffen, indem sie geliehenes oder gedrucktes Geld ausgibt. In schlechten Zeiten kann man nicht viel vom ersten Faktor erwarten. Auf den zweiten Faktor kann man sich heute in den Vereinigten Staaten nicht verlassen, außer dass er für eine zweite Welle des Angriffs auf die Wirtschaftskrise sorgt, nachdem die Ausgaben der öffentlichen Hand eine Trendwende eingeleitet haben. Somit betone ich als Hauptantriebskraft in der Anfangsphase der Politik für eine wirtschaftliche Wiederbelebung ganz besonders die Erhöhung der gesamtwirt¬schaftlichen Kaufkraft infolge kreditfinanzierter Staatsausgaben. Im Vergleich dazu wird nichts anderes zählen. Die Lage in sechs Monaten wird hauptsächlich davon abhängen, ob die Grundlagen für höhere kreditfinanzierte Ausgaben in der nahen Zukunft geschaffen worden sind.

Ich bin nicht überrascht darüber, dass bislang so wenig ausgegeben wurde. Unsere eigenen Erfahrungen zeigen, wie schwer es ist, kurzfristig sinnvolle kreditfinanzierte Ausgaben aus dem Stegreif zu tätigen. Es müssen viele Hindernisse mit Geduld überwunden werden, wenn Verschwendung, Ineffizienz und Korruption vermieden werden sollen, und es gibt besondere Faktoren, die die schnelle Zusammenstellung eines öffentlichen Investitions¬programmes aus dem Stegreif in den Vereinigten Staaten in ungewöhnlicher Weise erschweren. Ich tadele Herrn Ickes nicht dafür, dass er vorsichtig und sorgfältig war, sofern er dafür gesorgt hat, dass kreditfinanzierte Ausgaben in Kürze in erheblich größerem Umfang getätigt werden. Alles hängt davon ab, ob dies der Fall ist oder nicht. Jüngste Informationen legen nahe, dass solche Ausgaben nun rasch zunehmen. Wenn der erhebliche Anstieg, der sich erstmals im November zeigte, in den kommenden Monaten aufrechterhalten und gefestigt wird, dann wird vor dem Sommer eine eindeutige Verbesserung der Konjunktur in vollem Gange sein.

Ein weiterer Trugschluss, dessen Einfluss man erkennen kann, ist auf eine primitive Wirtschaftsdoktrin zurückzuführen, die gemeinhin als Quantitätstheorie des Geldes bekannt ist. Eine steigende Produktion und steigende Einkommen erleiden früher oder später einen Rückschlag, wenn die Geldmenge rigide fixiert ist. Einige Menschen scheinen daraus zu schließen, dass Produktion und Einkommen dadurch erhöht werden können, dass man die Geldmenge erhöht. Doch dies ist wie wenn man versucht zuzunehmen, indem man einen weiteren Gürtel kauft. In den Vereinigten Staaten ist der Gürtel heute reichlich weit genug für den Bauch. Es ist höchst irreführend, wenn man die Geldmenge betont, die nur ein begrenzender Faktor ist, statt den Umfang der Ausgaben, welche den Handlungsparameter darstellen.

Es ist eine sogar noch dümmere Anwendung desselben Konzepts, wenn man glaubt, es gebe eine mathematische Beziehung zwischen dem Goldpreis und den Preisen anderer Dinge. Es ist wahr, dass der Wert des Dollar in Fremdwährungen den Preis derjenigen Güter beeinflusst, die international gehandelt werden. Soweit eine Überbewertung des Dollar die Freiheit einschränkt, Preise im Inland zu erhöhen, oder die Zahlungsbilanz mit anderen Ländern ins Ungleichgewicht bringt, war es ratsam, ihn abzuwerten. Doch die Wechselkursabwertung sollte dem Erfolg einer Politik der Erhöhung inländischer Preise als natürliche Konsequenz folgen; man sollte nicht zulassen, dass sie die ganze Welt durcheinander bringt, indem sie ihrer Rechtfertigung mit einem willkürlichen Tempo vorauseilt. Etwas Anderes anzunehmen, ist ein weiteres Beispiel für den Versuch, zuzunehmen, indem man den Gürtel lockert. Die jüngsten Turbulenzen des Dollar sahen für mich eher wie ein betrunkener Goldstandard aus als wie die ideale gesteuerte Währung, auf die ich hoffe.

Bedingungen für einen Erfolg

Dennoch bleibt trotz dieser Kritikpunkte der [amerikanische] Präsident der herausragende Staatsmann, der die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Veränderung der Vorgehensweise erkannt hat, und dies ohne Intoleranz, Tyrannei oder Zerstörung versucht. Er tastet sich durch Versuch und Fehler voran und erscheint persönlich völlig unvoreingenommen gegenüber den Details eines bestimmten Ansatzes. Hier, wie auch in seinem eigenen Land, bleibt seine Position auf einzigartige Weise unberührt von der Kritik an diesem oder jenem Detail. Ich bin daher recht zuversichtlich, dass er, durch Versuch und Fehler, eine Lösung findet. Würde man mich bitten, mit konkreten Worten zu sagen, von welchen Maßnahmen in der unmittelbaren Zukunft sein Erfolg hauptsächlich abhängen wird, so würde ich folgendes erwidern:

Hinsichtlich der Goldabwertung und der Wechselkurspolitik ist offensichtlich der Zeitpunkt für ein Ende der Unsicherheit gekommen. Dieses Blinde-Kuh-Spiel mit den Devisenspekulanten dient keinem nützlichen Zweck und ist äußerst würdelos. Es stört das Vertrauen, behindert Unternehmensentscheidungen, absorbiert die öffentliche Aufmerksamkeit in einem Maße, das seine wirkliche Bedeutung weit übersteigt, und ist verantwortlich sowohl für die Verärgerung als auch für einen gewissen Mangel an Respekt außerhalb der Vereinigten Staaten. Der Präsident hat drei alternative Auswege. Er kann den Dollar relativ zum Gold abwerten und bei einer neuen Parität zum Goldstandard zurückkehren. Doch dies stünde in ernsthaftem Widerspruch zu seinen Erklärungen zugunsten einer langfristigen Politik der stabilen Preise. Er könnte sich in Kooperation mit Großbritannien um eine Politik der Wechselkursstabilisierung bemühen, die zukünftig stabile Preise durch ein abgestimmtes Währungsmanagement anstrebt. Dies wäre die beste endgültige Lösung; doch es ist derzeit keine praktikable Politik, es sei denn, er wäre bereit, von einem anfänglichen Kurs des Pfundes weit unter fünf Dollar zu sprechen, bis ein deutlicher Anstieg seines heimischen Preisniveaus realisiert worden ist. Schließlich könnte er ankündigen, dass er den Dollarkurs durch den An- und Verkauf von Gold und Fremdwährungen bei einer bestimmten Parität halten wird, um starke oder sinnlose Schwankungen zu vermeiden. Dabei würde er sich das Recht vorbehalten, die Paritäten jederzeit zu ändern, und gleichzeitig seine Absicht erklären, dies nur zu tun, um ein Ungleichgewicht in Amerikas Zahlungsbilanz zu korrigieren oder einer Verschiebung des heimischen Preisniveaus im Verhältnis zu den Preisniveaus im Ausland zu begegnen. Dies ist wahrscheinlich die beste Politik, die ihm während der Übergangsphase offensteht. Er würde auf sein Recht verzichten, zukünftige willkürliche Änderungen vorzunehmen, die keiner relevanten Änderung der Fakten entsprechen; aber in anderer Hinsicht würde er die Freiheit behalten, seine Wechselkurspolitik in den Dienst der Notwendigkeiten seiner nationalen Politik zu stellen – frei, den Gürtel in dem Maße zu lockern, wie er zunimmt.

Im Bereich der nationalen Politik stelle ich aus den oben genannten Gründen umfangreiche kreditfinanzierte Ausgaben unter der Führung der Regierung in den Vordergrund. Das Ziel besteht darin, den Ball ins Rollen zu bringen. Die Vereinigten Staaten sind bereit, in Richtung Wohlstand zu rollen, wenn in den nächsten sechs Monaten kräftig angeschoben werden kann. Die Aufgabe, die der Präsident angeht, ist unter den heutigen Bedingungen im Grunde einfach.

Der Zins

Schließlich bleibt noch die Aufrechterhaltung eines günstigen und reichlichen Kreditangebots durch die amerikanische Zentralbank sowie insbesondere eine Senkung des langfristigen Zinssatzes, um die Expansion der Privatwirtschaft zu ermöglichen, sobald die infolge der Staatsausgaben gestiegenen Gewinne das Geschäftsklima verändert haben. Die Trendwende in Großbritannien beruht großenteils auf der Senkung des langfristigen Zinssatzes infolge der erfolgreichen Umschuldung der Kriegsanleihe. Dies hat die Bank von England mittels ihrer Offenmarktpolitik vorsätzlich arrangiert. Ich sehe keinen Grund warum das amerikanische Finanzministerium nicht den Zins seiner langfristigen Staatsanleihen auf 2 ½ Prozent oder weniger reduzieren sollte, was sich auf den ganzen Anleihemarkt günstig auswirken würde, wenn nur die amerikanische Zentralbank ihre gegenwärtigen Bestände an kurzfristigen Staatspapieren durch den Kauf von langfristigen Papieren ersetzen würde.

Bei diesen Anpassungen oder Erweiterungen der bestehenden Politik des Präsidenten erwarte ich mit großer Zuversicht ein erfolgreiches Ergebnis. Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, dass es nur allzu leicht für eine Regierung ist, die Einkommen seiner Bürger durch ihre Ausgaben aufzublähen – so leicht, dass es gefährlich ist. Ich bin immer noch unfähig, die Auffassung zu akzeptieren, dass dieses Unterfangen so schwierig ist, dass sogar eine entschlossene Regierung, die bereit ist, im Rahmen der Vernunft alle verfügbaren Instrumente zu nutzen, es nicht schafft, dies zu verwirklichen. Ich glaube daher, dass der Präsident mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein wird als er versagen wird, und dass die düsteren Ansichten, die in London so verbreitet sind, das Ergebnis einer Fehlprognose sind.