A.III.6. Relative Movements of Real Wages and Output
“Economic Journal”, March 1939.
Wiederabgedruckt in Collected Writings, Vol. 7, S. 394- 412
In diesem Artikel greift Keynes eine damals laufende Diskussion auf, die sich auf der Grundlage unserer statistischen Untersuchungen mit dem Zusammenhang zwischen Reallohnniveau und Beschäftigung beschäftigt.
In seiner „General Theory“ hatte Keynes die herrschende Meinung übernommen, wonach wegen des abnehmenden Grenzertrag der Arbeit (bei partieller Faktorvariation) der Reallohn bei abnehmender Beschäftigung unvermeidbar zunehmen müsse und vice verso. Pigou(1933) hatte so argumentiert, Marshall an einigen Stellen ebenfalls, wenn auch ohne theoretische Begründung.
Keynes hatte diese Meinung- leider- unbesehen übernommen, obwohl sie seine theoretische Position schwächte; denn seine Aussage, dass wegen einer zunehmenden Beschäftigung die Reallöhne zurückgehen müssen, ließ sich leicht in die neoklassische Aussage überführen, dass die Beschäftigung zunehme, weil die Reallöhne gesunken seien.
1938 und 1939 wurde in zwei Artikeln in „Economic Journal“( Dunlop, 1938 und Tarshis, 1939) jedoch gezeigt, dass sich der vermutete negative Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Reallohnniveau in Großbritannien und in den USA nicht nachweisen lässt. Dies veranlasste Keynes, auf seine 1936 vertretene Position zurück zukommen. Er stellt zunächst fest, dass schon Marshall sich in dieser Frage sehr differenziert geäußert hat. Und sein Cambridger Kollege Pigou habe noch 1927 in seinem Buch „Industrial Fluctuations“ festgestellt, dass in Boomzeiten mit relativ hoher Beschäftigung die Reallöhne meistens höher gewesen seinen als in Rezessionen. In seiner „Theory of Unemployment“ habe er dann aber dezidiert den negativen Zusammenhang zwischen Reallohn und Beschäftigung betont.
Keynes übernahm die Position vor allem aufgrund der Überzeugung, die Wirtschaftszweige seien kurzfristig steigenden Grenzkosten ausgesetzt, was gleichbedeutend mit einem fallenden Grenzprodukt der Arbeit ist. Er vertrat diese Position, obwohl sie- wie schon gesagt- der Klarheit seines theoretischen Hauptanliegens im Wege stand.
In den weiteren Abschnitten seines Artikels überlegt Keynes, weshalb die Statistiken nicht den von ihm und fast allen anderen Ökonomen behaupteten Zusammenhang zwischen Reallohn und Beschäftigung zeigen, wobei er auf das Problem hinweist, dass der Reallohn durch Nominallohn und Preisniveau bestimmt wird. Beide Größen können sich anders entwickeln, als üblicherweise erwartet wurde.
Anschließend warnt Keynes davor, die bisher angenommenen Verläufe zu schnell über Bord zu werfen, bevor die empirischen Fragen nicht hinreichend geklärt sind.